PH-OÖ

Education Group-Vernetzungstreffen vom 15. März 2024

Der erste Referent, der bekannte Marktforscher und Market-Institutsvorstand Dr. David Pfarrhofer sprach über die Bedeutung der sozialen Netzwerke bei Jugendlichen. Er ging den Fragen nach was bei Jugendlichen im Bereich Social Media & Co „angesagt“ ist?

Hier seine wichtigstenAussagen:

Die Top 5 Lieblingsbeschäftigungen bei Jugendlichen zwischen 11 und 18 Jahren sind (Rangordnung):

  1. mit Freundinnen treffen,
  2. Computerspielen – bei den Jüngeren liegt das noch vor dem „Freunde treffen“.
  3. Ausruhen, Entspannen
  4. Zeit mit dem Freund/der Freundin verbringen
  5. Zeit mit Familie, Eltern verbringen

Bei den 11 bis 18jährigen zählt das „Whatsappen“ mehr als das persönliche Gespräch“.

Die Bedeutung eines persönlichen Treffens zählt mit 63 % bei den Mädchen mehr als bei den Burschen. Smartphones sind bei den Jugendlichen mit 80 % unverzichtbar. Die häufigsten Handy-Smartphone-Funktionen sind WhatsApp, gefolgt vom Internetsurfen, Fotografieren und Musik hören. Die Jugendlichen nutzen das Internet im Durchschnitt täglich 3 Stunden pro Tag. Ein Viertel der Jugendlichen erlebt sexuelle Belästigung im Internet. Mit Eltern und Lehrern wird aber wenig darüber gesprochen.

 

Weiters referierte Silke Müller, deutsche Schulleiterin und Bestseller-Autorin, über das Thema „Wir verlieren unsere Kinder!“.

„Die Kinder gehen mit Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen ins Bett und wachen mit härtester Pornographie, Folter, Tierquälerei und vielem mehr auf dem Smartphone auf. Soziale Netzwerke wie Instagram, TikTok, Snapchat & Co sind längst zu einem festen Bestandteil des Alltags von Kindern und Erwachsenen geworden, verbinden Menschen, sind unterhaltsam und eine Wirtschaftsmacht. Gleichzeitig sind sie ein Haifischbecken, in dem wir unsere Kinder verlieren“, so Silke Müller. Und unterstreicht damit die Notwendigkeit Digitaler Ethik.

Sie machte deutlich, dass nicht die Dauer der Nutzung digitaler Medien das Hauptproblem ist, sondern vielmehr die Inhalte, die Kinder dort konsumieren.

Müller betonte die dringende Notwendigkeit eines gesamtgesellschaftlichen Bewusstseins für die Macht und Kraft, die soziale Netzwerke ausüben. Sie appellierte an Eltern, Pädagogen und die Gesellschaft insgesamt, gemeinsam Antworten zu finden, um die digitale Welt zu einem sichereren Ort für Kinder zu machen.

Als erste Digitalbotschafterin Deutschlands betont Silke Müller, dass es entscheidend ist, nicht nur das Nutzungsverhalten, sondern auch das Suchtverhalten im Blick zu behalten. Besorgniserregende Studien, wie die DAK-Studie, zeigen, dass sich die Mediensucht unter Kindern und Jugendlichen seit Beginn der Pandemie verdreifacht hat.

Ein zentraler Aspekt von Müllers Ansatz ist es, die Technik als Werkzeug zu nutzen, um Kindern und Jugendlichen Kompetenzen zu vermitteln. Dazu gehört ein grundlegendes Verständnis von künstlicher Intelligenz und die Förderung digitaler Ethik.

Die Veranstaltung beleuchtete auch die aktuellen Herausforderungen im Umgang mit digitalen Medien, wie toxische Schönheitsideale und die Verbreitung verstörender Inhalte in sozialen Netzwerken. Es wurden konkrete Maßnahmen diskutiert, wie Eltern, Schulen und die Gesellschaft insgesamt dazu beitragen können, dass Kinder und Jugendliche ein gesundes Selbstbild entwickeln.

Dazu gehören unter anderem das Setzen von Zeitlimits für die Nutzung sozialer Netzwerke, das kritische Hinterfragen von Inhalten und die Förderung eines positiven Selbstbildes. Die Schule spielt dabei eine entscheidende Rolle, indem sie Technikkompetenz vermittelt, medienpädagogische Inhalte in den Unterricht integriert und den Austausch über die Auswirkungen von sozialen Medien fördert.

Insgesamt machte Silke Müller in ihrer Keynote deutlich, dass es an der Zeit ist, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen und die Herausforderungen im Umgang mit digitalen Medien aktiv anzugehen. Nur so können wir sicherstellen, dass Kinder und Jugendliche in einer digitalen Welt aufwachsen, die sie stärkt und schützt.

 

DI Barbara Buchegger, die pädagogische Leiterin der Initiative „Saferinternet“, hat einen Einblick in die aktuellen Herausforderungen beim Saferinternet gegeben.

Was Facebook und WhatsApp für die „Alten“ ist, ist Youtube, Insta oder TikTok für die Jungen.

Auch Buchegger sieht wie Müller einen besonders negativen Auswuchs im Internet durch Schönheitsideale, die Jugendliche unter Druck setzen. Natürlich ist die digitale Grundbildung der erste Schritt in die Bildung, aber noch nicht ausreichend. Was könnte man gegen die negativen Einflüsse tun? „Ganz einfach:“Die Jugendlichen sollen weniger Zeit im Internet verbringen und mehr hinaus- und spazieren gehen.

Ein neuer Trend ist aber, dass Jugendliche beginnen, sich selbst zeitliche Beschränkungen in sozialen Medien zu setzen.

70 % der Jugendlichen haben schon ChatGPT genutzt. Einerseits werden dort Fragen zur Gesundheit gut beantwortet, andererseits werden aber oft falsche Beratungseinrichtungen angeführt. In ChatGPT stimmen leider auch oft Fakten nicht. Perplexity ist nach Meinung von Buchegger besser.

In sozialen Netzwerken kann man bestimmte Inhalte und Bilder blockieren, was Lehrer*innen helfen könnte. Buchegger plädiert dafür, dass KI-Tools im Unterricht besprochen werden sollten. Auch das Mobbing im Internet ist ein Problem. Laut dem österreichisch-US-amerikanischen Philosophen Paul Watzlawick gibt es „beim Mobbing niemanden, der nicht beteiligt ist“. Eltern sagen oft zum Kind: „Wehr dich!“ Das ist kontraproduktiv und so ähnlich, wie wenn man einem Ertrinkenden sagt, er soll doch schwimmen. – gehört zum Vortrag von der KIJA weiter unten

 

Mag. Bernhard Diwald und Doris Bonifarth von der Kinder- und Jugendanwaltschaft OÖ (für alle bis 21 Jahre) referierten über die Kinderrechte im digitalen Zeitalter.

Die sozialen Medien gelten längst als die „fünfte Gewalt im Staat“. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft OÖ sind im Einfluss von sozialen Medien fünf Krisen-Schwerpunkte (nach Pörksen):

  • Wahrheitskrise: Die Wahrheit wird immer fragwürdiger.
  • Diskurskrise: Die Grenzen des Sagbaren verschieben sich rasant und befeuern den Diskurs. Nach dem Motto: zuerst reden und dann denken.
  • Autoritätskrise: Politiker*innen verlieren ihre Vorbildwirkung
  • Behaglichkeitskrise: Bilder in Echtzeit lassen jegliches Schamgefühl vermissen. Eine Katze im Mixer will man nicht sehen.
  • Reputationskrise: Reputation wird zum gefährdeten Gut – unabhängig von gesellschaftlicher Macht und Prominenz.

Die KIJA OÖ bietet ein reichhaltiges Angebot zu Mobbing- und Gewaltprävention, das gerade von Schulen genutzt werden sollte:

  • Mobbinghotline
  • Einzelfallberatung
  • Psychotherapie
  • Workshops
  • Schulinterne bzw. schulübergreifende Pädagog*innenfortbildungen
  • Vorträge
  • Schulentwicklungsprogramm „respect@school“
  • Projekte mit Kooperations- und Netzwerkpartner*innen (OÖ Landesfeuerwehrverband, Mobbingfilm)
  • Bedarfsorientierte individuelle Angebote

 

Die Sozilogin Univ.-Prof. Mag. Dr. Ulrike Zartler diskutierte Cyber Heroes - Jugendliche und Online-Zivilcourage.

Zwei Drittel von 14- bis 19-Jährigen Wiener Jugendlichen wurden bereits Opfer von Online-Gewalt. „Hate Speech“ im Internet ist leider en vogue. Es bräuchte mehr „Counter Speech“, zivilcouragierte Gegenreaktionen im Internet. Leider erfolgt das viel zu wenig.

Was hindert Jugendliche daran, am Counter Speech?

  • die unterschiedliche Wahrnehmung und Bewertung von Nachrichten
  • eine Kontextunsicherheit
  • die „private“ digitale Gewalt ist nicht sichtbar
  • eine Verantwortungsdiffusion & Eigenverantwortung der Opfer
  • das Risiko, selbst Opfer zu werden
  • Online-Interventionen machen nicht zu Online-Held*innen
  • die antizipierte Wirkungslosigkeit & fehlende Ideen zur erfolgreichen Gestaltung von Counter Speech.

 

Zusammenfassend kann man sagen: Medienkompetenz ist der Schlüssel.

Der Schlüssel für eine sichere digitale Kinderwelt liegt in der Medienkompetenz des Kindes, der Eltern, der Gesellschaft. Hierbei sind eine intensive Zusammenarbeit und Vernetzung ganz entscheidend.

Die Ergebnisse der Oö. Jugend-Medien-Studie 2023 zeigen, dass pädagogische Fachkräfte großen Wert darauf legen, Schülerinnen und Schülern einen verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln. Zugleich erwarten sie von den Eltern mehr Engagement in dieser Hinsicht als in den letzten zwei Jahren. Eine spezielle Ausbildung in diesem Bereich wird von 96 % der Befragten als essenziell erachtet, und es besteht ein gesteigertes Interesse an zusätzlichen Informationen zur Medienkompetenz. Dies zeigt sich in einer wachsenden Integration von Medienkompetenz in den Unterrichtsalltag.

 

Den Link zum Vernetzungstreffen der Education Group mit den Fotos und Videobeiträgen finden Sie hier:

https://www.edugroup.at/praxis/portale/gewalt-schule-medien/die-initiative/vernetzungstreffen-202324.html

 

Christian Koblmüller

News & Aktuelles

Education Group-Vernetzungstreffen vom 15. März 2024

Der erste Referent, der bekannte Marktforscher und Market-Institutsvorstand Dr. David Pfarrhofer sprach über die Bedeutung der sozialen Netzwerke bei Jugendlichen. Er ging den Fragen nach was bei Jugendlichen im Bereich Social Media & Co „angesagt“ ist?

Hier seine wichtigstenAussagen:

Die Top 5 Lieblingsbeschäftigungen bei Jugendlichen zwischen 11 und 18 Jahren sind (Rangordnung):

  1. mit Freundinnen treffen,
  2. Computerspielen – bei den Jüngeren liegt das noch vor dem „Freunde treffen“.
  3. Ausruhen, Entspannen
  4. Zeit mit dem Freund/der Freundin verbringen
  5. Zeit mit Familie, Eltern verbringen

Bei den 11 bis 18jährigen zählt das „Whatsappen“ mehr als das persönliche Gespräch“.

Die Bedeutung eines persönlichen Treffens zählt mit 63 % bei den Mädchen mehr als bei den Burschen. Smartphones sind bei den Jugendlichen mit 80 % unverzichtbar. Die häufigsten Handy-Smartphone-Funktionen sind WhatsApp, gefolgt vom Internetsurfen, Fotografieren und Musik hören. Die Jugendlichen nutzen das Internet im Durchschnitt täglich 3 Stunden pro Tag. Ein Viertel der Jugendlichen erlebt sexuelle Belästigung im Internet. Mit Eltern und Lehrern wird aber wenig darüber gesprochen.

 

Weiters referierte Silke Müller, deutsche Schulleiterin und Bestseller-Autorin, über das Thema „Wir verlieren unsere Kinder!“.

„Die Kinder gehen mit Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen ins Bett und wachen mit härtester Pornographie, Folter, Tierquälerei und vielem mehr auf dem Smartphone auf. Soziale Netzwerke wie Instagram, TikTok, Snapchat & Co sind längst zu einem festen Bestandteil des Alltags von Kindern und Erwachsenen geworden, verbinden Menschen, sind unterhaltsam und eine Wirtschaftsmacht. Gleichzeitig sind sie ein Haifischbecken, in dem wir unsere Kinder verlieren“, so Silke Müller. Und unterstreicht damit die Notwendigkeit Digitaler Ethik.

Sie machte deutlich, dass nicht die Dauer der Nutzung digitaler Medien das Hauptproblem ist, sondern vielmehr die Inhalte, die Kinder dort konsumieren.

Müller betonte die dringende Notwendigkeit eines gesamtgesellschaftlichen Bewusstseins für die Macht und Kraft, die soziale Netzwerke ausüben. Sie appellierte an Eltern, Pädagogen und die Gesellschaft insgesamt, gemeinsam Antworten zu finden, um die digitale Welt zu einem sichereren Ort für Kinder zu machen.

Als erste Digitalbotschafterin Deutschlands betont Silke Müller, dass es entscheidend ist, nicht nur das Nutzungsverhalten, sondern auch das Suchtverhalten im Blick zu behalten. Besorgniserregende Studien, wie die DAK-Studie, zeigen, dass sich die Mediensucht unter Kindern und Jugendlichen seit Beginn der Pandemie verdreifacht hat.

Ein zentraler Aspekt von Müllers Ansatz ist es, die Technik als Werkzeug zu nutzen, um Kindern und Jugendlichen Kompetenzen zu vermitteln. Dazu gehört ein grundlegendes Verständnis von künstlicher Intelligenz und die Förderung digitaler Ethik.

Die Veranstaltung beleuchtete auch die aktuellen Herausforderungen im Umgang mit digitalen Medien, wie toxische Schönheitsideale und die Verbreitung verstörender Inhalte in sozialen Netzwerken. Es wurden konkrete Maßnahmen diskutiert, wie Eltern, Schulen und die Gesellschaft insgesamt dazu beitragen können, dass Kinder und Jugendliche ein gesundes Selbstbild entwickeln.

Dazu gehören unter anderem das Setzen von Zeitlimits für die Nutzung sozialer Netzwerke, das kritische Hinterfragen von Inhalten und die Förderung eines positiven Selbstbildes. Die Schule spielt dabei eine entscheidende Rolle, indem sie Technikkompetenz vermittelt, medienpädagogische Inhalte in den Unterricht integriert und den Austausch über die Auswirkungen von sozialen Medien fördert.

Insgesamt machte Silke Müller in ihrer Keynote deutlich, dass es an der Zeit ist, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen und die Herausforderungen im Umgang mit digitalen Medien aktiv anzugehen. Nur so können wir sicherstellen, dass Kinder und Jugendliche in einer digitalen Welt aufwachsen, die sie stärkt und schützt.

 

DI Barbara Buchegger, die pädagogische Leiterin der Initiative „Saferinternet“, hat einen Einblick in die aktuellen Herausforderungen beim Saferinternet gegeben.

Was Facebook und WhatsApp für die „Alten“ ist, ist Youtube, Insta oder TikTok für die Jungen.

Auch Buchegger sieht wie Müller einen besonders negativen Auswuchs im Internet durch Schönheitsideale, die Jugendliche unter Druck setzen. Natürlich ist die digitale Grundbildung der erste Schritt in die Bildung, aber noch nicht ausreichend. Was könnte man gegen die negativen Einflüsse tun? „Ganz einfach:“Die Jugendlichen sollen weniger Zeit im Internet verbringen und mehr hinaus- und spazieren gehen.

Ein neuer Trend ist aber, dass Jugendliche beginnen, sich selbst zeitliche Beschränkungen in sozialen Medien zu setzen.

70 % der Jugendlichen haben schon ChatGPT genutzt. Einerseits werden dort Fragen zur Gesundheit gut beantwortet, andererseits werden aber oft falsche Beratungseinrichtungen angeführt. In ChatGPT stimmen leider auch oft Fakten nicht. Perplexity ist nach Meinung von Buchegger besser.

In sozialen Netzwerken kann man bestimmte Inhalte und Bilder blockieren, was Lehrer*innen helfen könnte. Buchegger plädiert dafür, dass KI-Tools im Unterricht besprochen werden sollten. Auch das Mobbing im Internet ist ein Problem. Laut dem österreichisch-US-amerikanischen Philosophen Paul Watzlawick gibt es „beim Mobbing niemanden, der nicht beteiligt ist“. Eltern sagen oft zum Kind: „Wehr dich!“ Das ist kontraproduktiv und so ähnlich, wie wenn man einem Ertrinkenden sagt, er soll doch schwimmen. – gehört zum Vortrag von der KIJA weiter unten

 

Mag. Bernhard Diwald und Doris Bonifarth von der Kinder- und Jugendanwaltschaft OÖ (für alle bis 21 Jahre) referierten über die Kinderrechte im digitalen Zeitalter.

Die sozialen Medien gelten längst als die „fünfte Gewalt im Staat“. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft OÖ sind im Einfluss von sozialen Medien fünf Krisen-Schwerpunkte (nach Pörksen):

  • Wahrheitskrise: Die Wahrheit wird immer fragwürdiger.
  • Diskurskrise: Die Grenzen des Sagbaren verschieben sich rasant und befeuern den Diskurs. Nach dem Motto: zuerst reden und dann denken.
  • Autoritätskrise: Politiker*innen verlieren ihre Vorbildwirkung
  • Behaglichkeitskrise: Bilder in Echtzeit lassen jegliches Schamgefühl vermissen. Eine Katze im Mixer will man nicht sehen.
  • Reputationskrise: Reputation wird zum gefährdeten Gut – unabhängig von gesellschaftlicher Macht und Prominenz.

Die KIJA OÖ bietet ein reichhaltiges Angebot zu Mobbing- und Gewaltprävention, das gerade von Schulen genutzt werden sollte:

  • Mobbinghotline
  • Einzelfallberatung
  • Psychotherapie
  • Workshops
  • Schulinterne bzw. schulübergreifende Pädagog*innenfortbildungen
  • Vorträge
  • Schulentwicklungsprogramm „respect@school“
  • Projekte mit Kooperations- und Netzwerkpartner*innen (OÖ Landesfeuerwehrverband, Mobbingfilm)
  • Bedarfsorientierte individuelle Angebote

 

Die Sozilogin Univ.-Prof. Mag. Dr. Ulrike Zartler diskutierte Cyber Heroes - Jugendliche und Online-Zivilcourage.

Zwei Drittel von 14- bis 19-Jährigen Wiener Jugendlichen wurden bereits Opfer von Online-Gewalt. „Hate Speech“ im Internet ist leider en vogue. Es bräuchte mehr „Counter Speech“, zivilcouragierte Gegenreaktionen im Internet. Leider erfolgt das viel zu wenig.

Was hindert Jugendliche daran, am Counter Speech?

  • die unterschiedliche Wahrnehmung und Bewertung von Nachrichten
  • eine Kontextunsicherheit
  • die „private“ digitale Gewalt ist nicht sichtbar
  • eine Verantwortungsdiffusion & Eigenverantwortung der Opfer
  • das Risiko, selbst Opfer zu werden
  • Online-Interventionen machen nicht zu Online-Held*innen
  • die antizipierte Wirkungslosigkeit & fehlende Ideen zur erfolgreichen Gestaltung von Counter Speech.

 

Zusammenfassend kann man sagen: Medienkompetenz ist der Schlüssel.

Der Schlüssel für eine sichere digitale Kinderwelt liegt in der Medienkompetenz des Kindes, der Eltern, der Gesellschaft. Hierbei sind eine intensive Zusammenarbeit und Vernetzung ganz entscheidend.

Die Ergebnisse der Oö. Jugend-Medien-Studie 2023 zeigen, dass pädagogische Fachkräfte großen Wert darauf legen, Schülerinnen und Schülern einen verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln. Zugleich erwarten sie von den Eltern mehr Engagement in dieser Hinsicht als in den letzten zwei Jahren. Eine spezielle Ausbildung in diesem Bereich wird von 96 % der Befragten als essenziell erachtet, und es besteht ein gesteigertes Interesse an zusätzlichen Informationen zur Medienkompetenz. Dies zeigt sich in einer wachsenden Integration von Medienkompetenz in den Unterrichtsalltag.

 

Den Link zum Vernetzungstreffen der Education Group mit den Fotos und Videobeiträgen finden Sie hier:

https://www.edugroup.at/praxis/portale/gewalt-schule-medien/die-initiative/vernetzungstreffen-202324.html

 

Christian Koblmüller

Veranstaltungen

Education Group-Vernetzungstreffen vom 15. März 2024

Der erste Referent, der bekannte Marktforscher und Market-Institutsvorstand Dr. David Pfarrhofer sprach über die Bedeutung der sozialen Netzwerke bei Jugendlichen. Er ging den Fragen nach was bei Jugendlichen im Bereich Social Media & Co „angesagt“ ist?

Hier seine wichtigstenAussagen:

Die Top 5 Lieblingsbeschäftigungen bei Jugendlichen zwischen 11 und 18 Jahren sind (Rangordnung):

  1. mit Freundinnen treffen,
  2. Computerspielen – bei den Jüngeren liegt das noch vor dem „Freunde treffen“.
  3. Ausruhen, Entspannen
  4. Zeit mit dem Freund/der Freundin verbringen
  5. Zeit mit Familie, Eltern verbringen

Bei den 11 bis 18jährigen zählt das „Whatsappen“ mehr als das persönliche Gespräch“.

Die Bedeutung eines persönlichen Treffens zählt mit 63 % bei den Mädchen mehr als bei den Burschen. Smartphones sind bei den Jugendlichen mit 80 % unverzichtbar. Die häufigsten Handy-Smartphone-Funktionen sind WhatsApp, gefolgt vom Internetsurfen, Fotografieren und Musik hören. Die Jugendlichen nutzen das Internet im Durchschnitt täglich 3 Stunden pro Tag. Ein Viertel der Jugendlichen erlebt sexuelle Belästigung im Internet. Mit Eltern und Lehrern wird aber wenig darüber gesprochen.

 

Weiters referierte Silke Müller, deutsche Schulleiterin und Bestseller-Autorin, über das Thema „Wir verlieren unsere Kinder!“.

„Die Kinder gehen mit Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen ins Bett und wachen mit härtester Pornographie, Folter, Tierquälerei und vielem mehr auf dem Smartphone auf. Soziale Netzwerke wie Instagram, TikTok, Snapchat & Co sind längst zu einem festen Bestandteil des Alltags von Kindern und Erwachsenen geworden, verbinden Menschen, sind unterhaltsam und eine Wirtschaftsmacht. Gleichzeitig sind sie ein Haifischbecken, in dem wir unsere Kinder verlieren“, so Silke Müller. Und unterstreicht damit die Notwendigkeit Digitaler Ethik.

Sie machte deutlich, dass nicht die Dauer der Nutzung digitaler Medien das Hauptproblem ist, sondern vielmehr die Inhalte, die Kinder dort konsumieren.

Müller betonte die dringende Notwendigkeit eines gesamtgesellschaftlichen Bewusstseins für die Macht und Kraft, die soziale Netzwerke ausüben. Sie appellierte an Eltern, Pädagogen und die Gesellschaft insgesamt, gemeinsam Antworten zu finden, um die digitale Welt zu einem sichereren Ort für Kinder zu machen.

Als erste Digitalbotschafterin Deutschlands betont Silke Müller, dass es entscheidend ist, nicht nur das Nutzungsverhalten, sondern auch das Suchtverhalten im Blick zu behalten. Besorgniserregende Studien, wie die DAK-Studie, zeigen, dass sich die Mediensucht unter Kindern und Jugendlichen seit Beginn der Pandemie verdreifacht hat.

Ein zentraler Aspekt von Müllers Ansatz ist es, die Technik als Werkzeug zu nutzen, um Kindern und Jugendlichen Kompetenzen zu vermitteln. Dazu gehört ein grundlegendes Verständnis von künstlicher Intelligenz und die Förderung digitaler Ethik.

Die Veranstaltung beleuchtete auch die aktuellen Herausforderungen im Umgang mit digitalen Medien, wie toxische Schönheitsideale und die Verbreitung verstörender Inhalte in sozialen Netzwerken. Es wurden konkrete Maßnahmen diskutiert, wie Eltern, Schulen und die Gesellschaft insgesamt dazu beitragen können, dass Kinder und Jugendliche ein gesundes Selbstbild entwickeln.

Dazu gehören unter anderem das Setzen von Zeitlimits für die Nutzung sozialer Netzwerke, das kritische Hinterfragen von Inhalten und die Förderung eines positiven Selbstbildes. Die Schule spielt dabei eine entscheidende Rolle, indem sie Technikkompetenz vermittelt, medienpädagogische Inhalte in den Unterricht integriert und den Austausch über die Auswirkungen von sozialen Medien fördert.

Insgesamt machte Silke Müller in ihrer Keynote deutlich, dass es an der Zeit ist, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen und die Herausforderungen im Umgang mit digitalen Medien aktiv anzugehen. Nur so können wir sicherstellen, dass Kinder und Jugendliche in einer digitalen Welt aufwachsen, die sie stärkt und schützt.

 

DI Barbara Buchegger, die pädagogische Leiterin der Initiative „Saferinternet“, hat einen Einblick in die aktuellen Herausforderungen beim Saferinternet gegeben.

Was Facebook und WhatsApp für die „Alten“ ist, ist Youtube, Insta oder TikTok für die Jungen.

Auch Buchegger sieht wie Müller einen besonders negativen Auswuchs im Internet durch Schönheitsideale, die Jugendliche unter Druck setzen. Natürlich ist die digitale Grundbildung der erste Schritt in die Bildung, aber noch nicht ausreichend. Was könnte man gegen die negativen Einflüsse tun? „Ganz einfach:“Die Jugendlichen sollen weniger Zeit im Internet verbringen und mehr hinaus- und spazieren gehen.

Ein neuer Trend ist aber, dass Jugendliche beginnen, sich selbst zeitliche Beschränkungen in sozialen Medien zu setzen.

70 % der Jugendlichen haben schon ChatGPT genutzt. Einerseits werden dort Fragen zur Gesundheit gut beantwortet, andererseits werden aber oft falsche Beratungseinrichtungen angeführt. In ChatGPT stimmen leider auch oft Fakten nicht. Perplexity ist nach Meinung von Buchegger besser.

In sozialen Netzwerken kann man bestimmte Inhalte und Bilder blockieren, was Lehrer*innen helfen könnte. Buchegger plädiert dafür, dass KI-Tools im Unterricht besprochen werden sollten. Auch das Mobbing im Internet ist ein Problem. Laut dem österreichisch-US-amerikanischen Philosophen Paul Watzlawick gibt es „beim Mobbing niemanden, der nicht beteiligt ist“. Eltern sagen oft zum Kind: „Wehr dich!“ Das ist kontraproduktiv und so ähnlich, wie wenn man einem Ertrinkenden sagt, er soll doch schwimmen. – gehört zum Vortrag von der KIJA weiter unten

 

Mag. Bernhard Diwald und Doris Bonifarth von der Kinder- und Jugendanwaltschaft OÖ (für alle bis 21 Jahre) referierten über die Kinderrechte im digitalen Zeitalter.

Die sozialen Medien gelten längst als die „fünfte Gewalt im Staat“. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft OÖ sind im Einfluss von sozialen Medien fünf Krisen-Schwerpunkte (nach Pörksen):

  • Wahrheitskrise: Die Wahrheit wird immer fragwürdiger.
  • Diskurskrise: Die Grenzen des Sagbaren verschieben sich rasant und befeuern den Diskurs. Nach dem Motto: zuerst reden und dann denken.
  • Autoritätskrise: Politiker*innen verlieren ihre Vorbildwirkung
  • Behaglichkeitskrise: Bilder in Echtzeit lassen jegliches Schamgefühl vermissen. Eine Katze im Mixer will man nicht sehen.
  • Reputationskrise: Reputation wird zum gefährdeten Gut – unabhängig von gesellschaftlicher Macht und Prominenz.

Die KIJA OÖ bietet ein reichhaltiges Angebot zu Mobbing- und Gewaltprävention, das gerade von Schulen genutzt werden sollte:

  • Mobbinghotline
  • Einzelfallberatung
  • Psychotherapie
  • Workshops
  • Schulinterne bzw. schulübergreifende Pädagog*innenfortbildungen
  • Vorträge
  • Schulentwicklungsprogramm „respect@school“
  • Projekte mit Kooperations- und Netzwerkpartner*innen (OÖ Landesfeuerwehrverband, Mobbingfilm)
  • Bedarfsorientierte individuelle Angebote

 

Die Sozilogin Univ.-Prof. Mag. Dr. Ulrike Zartler diskutierte Cyber Heroes - Jugendliche und Online-Zivilcourage.

Zwei Drittel von 14- bis 19-Jährigen Wiener Jugendlichen wurden bereits Opfer von Online-Gewalt. „Hate Speech“ im Internet ist leider en vogue. Es bräuchte mehr „Counter Speech“, zivilcouragierte Gegenreaktionen im Internet. Leider erfolgt das viel zu wenig.

Was hindert Jugendliche daran, am Counter Speech?

  • die unterschiedliche Wahrnehmung und Bewertung von Nachrichten
  • eine Kontextunsicherheit
  • die „private“ digitale Gewalt ist nicht sichtbar
  • eine Verantwortungsdiffusion & Eigenverantwortung der Opfer
  • das Risiko, selbst Opfer zu werden
  • Online-Interventionen machen nicht zu Online-Held*innen
  • die antizipierte Wirkungslosigkeit & fehlende Ideen zur erfolgreichen Gestaltung von Counter Speech.

 

Zusammenfassend kann man sagen: Medienkompetenz ist der Schlüssel.

Der Schlüssel für eine sichere digitale Kinderwelt liegt in der Medienkompetenz des Kindes, der Eltern, der Gesellschaft. Hierbei sind eine intensive Zusammenarbeit und Vernetzung ganz entscheidend.

Die Ergebnisse der Oö. Jugend-Medien-Studie 2023 zeigen, dass pädagogische Fachkräfte großen Wert darauf legen, Schülerinnen und Schülern einen verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln. Zugleich erwarten sie von den Eltern mehr Engagement in dieser Hinsicht als in den letzten zwei Jahren. Eine spezielle Ausbildung in diesem Bereich wird von 96 % der Befragten als essenziell erachtet, und es besteht ein gesteigertes Interesse an zusätzlichen Informationen zur Medienkompetenz. Dies zeigt sich in einer wachsenden Integration von Medienkompetenz in den Unterrichtsalltag.

 

Den Link zum Vernetzungstreffen der Education Group mit den Fotos und Videobeiträgen finden Sie hier:

https://www.edugroup.at/praxis/portale/gewalt-schule-medien/die-initiative/vernetzungstreffen-202324.html

 

Christian Koblmüller