PH-OÖ

Der Mythos der Generationen: Ein kritischer Blick auf generationenübergreifende Stereotype

In den öffentlichen Debatten spielen Generationen wie die Babyboomer oder die Generation Z eine zentrale Rolle. Ihnen werden spezifische Werte und Eigenschaften zugeschrieben, die oft ein stereotypisches Bild zeichnen. Doch sind diese Unterschiede tatsächlich generationenbedingt oder resultieren sie vielmehr aus individuellen Lebensphasen und gesellschaftlichen Veränderungen? Dieser Frage geht der Artikel "Auf einen Blick: Mythos Generationen" aus der Zeitschrift Gehirn & Geist nach.

Historische Perspektive und aktuelle Klischees

Schon vor 2500 Jahren klagten Philosophen wie Sokrates und Platon über die Jugend, die angeblich keinen Respekt vor dem Alter habe und sich gegen Autoritäten stelle. Dieses Bild setzt sich bis heute fort: Ältere Generationen werfen der heutigen Jugend vor, faul zu sein und keine Lust auf Arbeit zu haben. Besonders Generationen Y (1981-1995) und Z (1996-2010) wird nachgesagt, dass sie eher auf Work-Life-Balance statt auf Karriere setzen.

Wissenschaftliche Erkenntnisse

Martin Schröder von der Universität des Saarlandes widerlegt dieses Klischee in seiner Studie, in der er Daten weltweiten Integrated Values Survey (IVS) analysierte. Diese seit 1981 jährlich durchgeführte Umfrage umfasst über eine halbe Million Datensätze aus 113 Ländern und untersucht Einstellungen zu Arbeit, Beruf und Freizeit. Seine Erkenntnis: Unterschiede in der Arbeitsmotivation und -einstellung sind weniger auf die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Generation zurückzuführen, sondern vielmehr auf das individuelle Lebensalter und den gesellschaftlichen Wandel.

So steigt zum Beispiel der berufliche Ehrgeiz generell zum mittleren Alter hin an. Auch haben sich die Arbeitsbedingungen und Erwartungen über die Jahrzehnte verändert. Flexiblere Arbeitszeiten, Home-Office und flachere Hierarchien sind heute verbreitet und beeinflussen die Arbeitsmoral aller Altersgruppen.

Der Einfluss der Medien

Die Medien tragen erheblich zur Verfestigung von Generationenklischees bei. Häufig wird berichtet, dass jüngere Generationen weniger belastbar und arbeitswillig seien. Dies schafft ein verzerrtes Bild, das wissenschaftlichen Fakten widerspricht. So argumentiert auch die Historikerin Ulrike Jureit, dass Generationen eher kollektive Zuschreibungen sind, die Orientierung und Aufmerksamkeit schaffen sollen.

Psychische Belastungen und gesellschaftlicher Wandel

Besonders jüngere Generationen sehen sich heute mit größeren psychischen Belastungen konfrontiert. Studien zeigen, dass junge Menschen unter den Folgen der Corona-Pandemie, der Klimakrise und anderen globalen Herausforderungen leiden. Diese Belastungen führen zu einer erhöhten Stressanfälligkeit und psychischen Problemen, was wiederum als Zeichen einer „schwachen“ Generation missverstanden wird. Klaus Hurrelmann von der Hertie School in Berlin und Simon Schnetzer dokumentieren in ihrer Trendstudie 2023 "Jugend in Deutschland", dass fast die Hälfte der 14- bis 29-Jährigen unter erheblichem Stress leidet.

Fazit

Der Artikel zeigt, dass die Einteilung in Generationen oft auf stereotype Vorstellungen und mediale Berichterstattung zurückzuführen ist, die wissenschaftlich nicht haltbar sind. Entscheidend sind individuelle Lebensphasen und der gesellschaftliche Kontext, der sich ständig wandelt. Anstatt Generationen pauschal zu bewerten, sollten die spezifischen Herausforderungen und Bedingungen berücksichtigt werden, unter denen Menschen heute leben und arbeiten.

Für uns am Zentrum für Persönlichkeitsbildung an der PH OÖ bedeutet dies, dass ein differenzierter Blick auf die verschiedenen Altersgruppen wichtig ist. Pädagogische Ansätze sollten sich weniger auf vermeintliche Generationenmerkmale stützen, sondern vielmehr die individuellen Bedürfnisse und Lebensumstände der Lernenden in den Mittelpunkt stellen. Dies fördert nicht nur ein besseres Verständnis zwischen den Generationen, sondern auch eine individuellere und effektivere Persönlichkeitsentwicklung.

Quellen

- Costanza, D. P. et al.: *Are generations a useful concept?* Acta Psychologica 241, 2023.

- Hardering, F.: *Die Sinnsuche der Generation Y. Zum Wandel von Ansprüchen an den Sinn (in) der Arbeit.* In: Badura, B. et al. (Hg.): Fehlzeiten-Report 2018. Springer, 2018.

- Pronova BKK: *Arbeiten 2023. Ergebnisse einer Befragung von Arbeitnehmer*innen.* [Pronova BKK](https://www.pronovabkk.de/unternehmen/presse/studien/arbeiten-2023.html)

- Rudolph, C. W. et al.: *Generations and generational differences: Debunking myths in organizational science and practice and paving new paths forward.* Journal of Business and Psychology 36, 2021.

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Der Mythos der Generationen: Ein kritischer Blick auf generationenübergreifende Stereotype

In den öffentlichen Debatten spielen Generationen wie die Babyboomer oder die Generation Z eine zentrale Rolle. Ihnen werden spezifische Werte und Eigenschaften zugeschrieben, die oft ein stereotypisches Bild zeichnen. Doch sind diese Unterschiede tatsächlich generationenbedingt oder resultieren sie vielmehr aus individuellen Lebensphasen und gesellschaftlichen Veränderungen? Dieser Frage geht der Artikel "Auf einen Blick: Mythos Generationen" aus der Zeitschrift Gehirn & Geist nach.

Historische Perspektive und aktuelle Klischees

Schon vor 2500 Jahren klagten Philosophen wie Sokrates und Platon über die Jugend, die angeblich keinen Respekt vor dem Alter habe und sich gegen Autoritäten stelle. Dieses Bild setzt sich bis heute fort: Ältere Generationen werfen der heutigen Jugend vor, faul zu sein und keine Lust auf Arbeit zu haben. Besonders Generationen Y (1981-1995) und Z (1996-2010) wird nachgesagt, dass sie eher auf Work-Life-Balance statt auf Karriere setzen.

Wissenschaftliche Erkenntnisse

Martin Schröder von der Universität des Saarlandes widerlegt dieses Klischee in seiner Studie, in der er Daten weltweiten Integrated Values Survey (IVS) analysierte. Diese seit 1981 jährlich durchgeführte Umfrage umfasst über eine halbe Million Datensätze aus 113 Ländern und untersucht Einstellungen zu Arbeit, Beruf und Freizeit. Seine Erkenntnis: Unterschiede in der Arbeitsmotivation und -einstellung sind weniger auf die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Generation zurückzuführen, sondern vielmehr auf das individuelle Lebensalter und den gesellschaftlichen Wandel.

So steigt zum Beispiel der berufliche Ehrgeiz generell zum mittleren Alter hin an. Auch haben sich die Arbeitsbedingungen und Erwartungen über die Jahrzehnte verändert. Flexiblere Arbeitszeiten, Home-Office und flachere Hierarchien sind heute verbreitet und beeinflussen die Arbeitsmoral aller Altersgruppen.

Der Einfluss der Medien

Die Medien tragen erheblich zur Verfestigung von Generationenklischees bei. Häufig wird berichtet, dass jüngere Generationen weniger belastbar und arbeitswillig seien. Dies schafft ein verzerrtes Bild, das wissenschaftlichen Fakten widerspricht. So argumentiert auch die Historikerin Ulrike Jureit, dass Generationen eher kollektive Zuschreibungen sind, die Orientierung und Aufmerksamkeit schaffen sollen.

Psychische Belastungen und gesellschaftlicher Wandel

Besonders jüngere Generationen sehen sich heute mit größeren psychischen Belastungen konfrontiert. Studien zeigen, dass junge Menschen unter den Folgen der Corona-Pandemie, der Klimakrise und anderen globalen Herausforderungen leiden. Diese Belastungen führen zu einer erhöhten Stressanfälligkeit und psychischen Problemen, was wiederum als Zeichen einer „schwachen“ Generation missverstanden wird. Klaus Hurrelmann von der Hertie School in Berlin und Simon Schnetzer dokumentieren in ihrer Trendstudie 2023 "Jugend in Deutschland", dass fast die Hälfte der 14- bis 29-Jährigen unter erheblichem Stress leidet.

Fazit

Der Artikel zeigt, dass die Einteilung in Generationen oft auf stereotype Vorstellungen und mediale Berichterstattung zurückzuführen ist, die wissenschaftlich nicht haltbar sind. Entscheidend sind individuelle Lebensphasen und der gesellschaftliche Kontext, der sich ständig wandelt. Anstatt Generationen pauschal zu bewerten, sollten die spezifischen Herausforderungen und Bedingungen berücksichtigt werden, unter denen Menschen heute leben und arbeiten.

Für uns am Zentrum für Persönlichkeitsbildung an der PH OÖ bedeutet dies, dass ein differenzierter Blick auf die verschiedenen Altersgruppen wichtig ist. Pädagogische Ansätze sollten sich weniger auf vermeintliche Generationenmerkmale stützen, sondern vielmehr die individuellen Bedürfnisse und Lebensumstände der Lernenden in den Mittelpunkt stellen. Dies fördert nicht nur ein besseres Verständnis zwischen den Generationen, sondern auch eine individuellere und effektivere Persönlichkeitsentwicklung.

Quellen

- Costanza, D. P. et al.: *Are generations a useful concept?* Acta Psychologica 241, 2023.

- Hardering, F.: *Die Sinnsuche der Generation Y. Zum Wandel von Ansprüchen an den Sinn (in) der Arbeit.* In: Badura, B. et al. (Hg.): Fehlzeiten-Report 2018. Springer, 2018.

- Pronova BKK: *Arbeiten 2023. Ergebnisse einer Befragung von Arbeitnehmer*innen.* [Pronova BKK](https://www.pronovabkk.de/unternehmen/presse/studien/arbeiten-2023.html)

- Rudolph, C. W. et al.: *Generations and generational differences: Debunking myths in organizational science and practice and paving new paths forward.* Journal of Business and Psychology 36, 2021.

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Der Mythos der Generationen: Ein kritischer Blick auf generationenübergreifende Stereotype

In den öffentlichen Debatten spielen Generationen wie die Babyboomer oder die Generation Z eine zentrale Rolle. Ihnen werden spezifische Werte und Eigenschaften zugeschrieben, die oft ein stereotypisches Bild zeichnen. Doch sind diese Unterschiede tatsächlich generationenbedingt oder resultieren sie vielmehr aus individuellen Lebensphasen und gesellschaftlichen Veränderungen? Dieser Frage geht der Artikel "Auf einen Blick: Mythos Generationen" aus der Zeitschrift Gehirn & Geist nach.

Historische Perspektive und aktuelle Klischees

Schon vor 2500 Jahren klagten Philosophen wie Sokrates und Platon über die Jugend, die angeblich keinen Respekt vor dem Alter habe und sich gegen Autoritäten stelle. Dieses Bild setzt sich bis heute fort: Ältere Generationen werfen der heutigen Jugend vor, faul zu sein und keine Lust auf Arbeit zu haben. Besonders Generationen Y (1981-1995) und Z (1996-2010) wird nachgesagt, dass sie eher auf Work-Life-Balance statt auf Karriere setzen.

Wissenschaftliche Erkenntnisse

Martin Schröder von der Universität des Saarlandes widerlegt dieses Klischee in seiner Studie, in der er Daten weltweiten Integrated Values Survey (IVS) analysierte. Diese seit 1981 jährlich durchgeführte Umfrage umfasst über eine halbe Million Datensätze aus 113 Ländern und untersucht Einstellungen zu Arbeit, Beruf und Freizeit. Seine Erkenntnis: Unterschiede in der Arbeitsmotivation und -einstellung sind weniger auf die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Generation zurückzuführen, sondern vielmehr auf das individuelle Lebensalter und den gesellschaftlichen Wandel.

So steigt zum Beispiel der berufliche Ehrgeiz generell zum mittleren Alter hin an. Auch haben sich die Arbeitsbedingungen und Erwartungen über die Jahrzehnte verändert. Flexiblere Arbeitszeiten, Home-Office und flachere Hierarchien sind heute verbreitet und beeinflussen die Arbeitsmoral aller Altersgruppen.

Der Einfluss der Medien

Die Medien tragen erheblich zur Verfestigung von Generationenklischees bei. Häufig wird berichtet, dass jüngere Generationen weniger belastbar und arbeitswillig seien. Dies schafft ein verzerrtes Bild, das wissenschaftlichen Fakten widerspricht. So argumentiert auch die Historikerin Ulrike Jureit, dass Generationen eher kollektive Zuschreibungen sind, die Orientierung und Aufmerksamkeit schaffen sollen.

Psychische Belastungen und gesellschaftlicher Wandel

Besonders jüngere Generationen sehen sich heute mit größeren psychischen Belastungen konfrontiert. Studien zeigen, dass junge Menschen unter den Folgen der Corona-Pandemie, der Klimakrise und anderen globalen Herausforderungen leiden. Diese Belastungen führen zu einer erhöhten Stressanfälligkeit und psychischen Problemen, was wiederum als Zeichen einer „schwachen“ Generation missverstanden wird. Klaus Hurrelmann von der Hertie School in Berlin und Simon Schnetzer dokumentieren in ihrer Trendstudie 2023 "Jugend in Deutschland", dass fast die Hälfte der 14- bis 29-Jährigen unter erheblichem Stress leidet.

Fazit

Der Artikel zeigt, dass die Einteilung in Generationen oft auf stereotype Vorstellungen und mediale Berichterstattung zurückzuführen ist, die wissenschaftlich nicht haltbar sind. Entscheidend sind individuelle Lebensphasen und der gesellschaftliche Kontext, der sich ständig wandelt. Anstatt Generationen pauschal zu bewerten, sollten die spezifischen Herausforderungen und Bedingungen berücksichtigt werden, unter denen Menschen heute leben und arbeiten.

Für uns am Zentrum für Persönlichkeitsbildung an der PH OÖ bedeutet dies, dass ein differenzierter Blick auf die verschiedenen Altersgruppen wichtig ist. Pädagogische Ansätze sollten sich weniger auf vermeintliche Generationenmerkmale stützen, sondern vielmehr die individuellen Bedürfnisse und Lebensumstände der Lernenden in den Mittelpunkt stellen. Dies fördert nicht nur ein besseres Verständnis zwischen den Generationen, sondern auch eine individuellere und effektivere Persönlichkeitsentwicklung.

Quellen

- Costanza, D. P. et al.: *Are generations a useful concept?* Acta Psychologica 241, 2023.

- Hardering, F.: *Die Sinnsuche der Generation Y. Zum Wandel von Ansprüchen an den Sinn (in) der Arbeit.* In: Badura, B. et al. (Hg.): Fehlzeiten-Report 2018. Springer, 2018.

- Pronova BKK: *Arbeiten 2023. Ergebnisse einer Befragung von Arbeitnehmer*innen.* [Pronova BKK](https://www.pronovabkk.de/unternehmen/presse/studien/arbeiten-2023.html)

- Rudolph, C. W. et al.: *Generations and generational differences: Debunking myths in organizational science and practice and paving new paths forward.* Journal of Business and Psychology 36, 2021.